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Das Richten des Kelb tal-Fenek Meine Liebe zum Kelb
tal-Fenek begann sehr früh: Seit meiner Kindheit hatte ich viele
Gelegenheiten, die Rasse auf der Jagd zu erleben. Heute bin ich selber
aktiver, begeisterter Jäger und engagiere mich für die Rasse. In unserer
Familie leben heute drei Klieb tal-Fenek, die wir erfolgreich ausstellen
und zur Jagd auf Wildkaninchen einsetzen. Mein Interesse gilt aber auch
der Situation des Kelb tal-Fenek in Ländern außerhalb meiner Heimat
Malta. Ich habe bisher neun Welpen aus meiner Zuchtstätte "Tal-Wardija"
nach Dänemark, Holland, Deutschland, Schweden, Norwegen und in die USA
exportiert - die Zuführung neuen genetischen Materials aus dem
Ursprungsland ist meiner Meinung nach unabdingbar für die Zukunft der
Rasse. Ich bin als Leistungsrichter für Feldprüfungen in Malta tätig und richte die Rasse Kelb tal-Fenek auf lokalen Spezialzuchtschauen. Außerdem war ich auf inoffiziellen Kelb tal-Fenek-Spezialzuchtschauen in den Niederlanden, Schweden und den USA als Richter tätig. In den letzten
Jahren habe ich zahlreiche Zuchtschauen in aller Welt als Besucher und
Aussteller miterlebt und bin über die Ergebnisse des Richtens ziemlich
entsetzt. Zweifellos gibt es zahlreiche Zuchtrichter, die ein großes
Wissen über den Kelb tal-Fenek besitzen und die eine sehr kenntnisreiche
Bewertung der vorgestellten Hunde vornehmen. Doch ich habe es auch oft
erlebt, dass diese Rasse nach sehr allgemeinen Kriterien gerichtet wird,
die den Besonderheiten und der Herkunft des Kelb tal-Fenek in keiner Weise
gerecht werden. Die wichtigsten Mängel,
die oft nicht beachtet werden, sind die folgenden:
Lassen Sie mich mit
dem ersten dieser Probleme beginnen, nämlich der steilen Front: Wir müssen
immer daran denken, dass der Kelb tal-Fenek ein Hund ist, der für die
Jagd auf Kaninchen auf dem rauen und felsigen Untergrund der Maltesischen
Inseln verwendet wird. Daher ist die Rasse auf die Beweglichkeit und
Leichtigkeit der Bewegung angewiesen, die nur durch eine korrekt
ausgebildete Front gewährleistet wird. Eine steile Front, hervorgerufen
durch einen Mangel an Vorbrust, ist dem Kelb tal-Fenek unangemessen und
sorgt für eine fehlerhafte Konstruktion. Hierdurch würde die
Beweglichkeit des Hundes auf seinen angestammten Jagdterrain automatisch
stark beeinträchtigt, und der Hund würde zu einem schlechten Jäger -
unfähig, die Arbeit auszuführen, für die er ursprünglich gezüchtet
wurde. Im Ausstellungsring sollte verstärkte Aufmerksamkeit auf die
Seitenansicht des Gangwerks gerichtet werden, um diesen Mangel
aufzudecken. Ein schwach
entwickelter Unterkiefer ist leider allzu oft im Ausstellungsring zu
sehen. Dieser Fehler gibt dem Fang ein überfeinertes und spitzes
Aussehen. Ein Hund mit schwachem Unterkiefer wird nicht mehr in der Lage
sein, seiner wichtigsten Aufgaben nachkommen, nämlich dem Fang von
Wildkaninchen, da ihm die Kraft fehlt, seine Beute zu fangen und zu töten. Überwinkelung
der Hinterhand ist leider ein zunehmender Trend im Ausstellungsring. Der
Grund ist recht naheliegend: Ein Hund mit überwinkelter Hinterhand ist
ein Blickfang und wirkt im Ring beeindruckend. Züchter
haben die Rasse für diesen Zweck verändert - und dies ist nicht
korrekt. Wir müssen uns vor Augen führen, dass das maltesische Terrain
einen Hund erfordert, dessen jagdliche Fähigkeiten auf einer hohen
Intelligenz, dem unauffälligen Anpirschen an die Beute, Wendigkeit, seinem Gesichtssinn, seinem Gehör und schliesslich auf seiner
Geschwindigkeit beruhen. Daher erfordert seine Konstruktion ein mäßig
stark gewinkeltes Kniegelenk - und kein überwinkeltes Gelenk. Wir müssen
uns bewusst sein, dass die jagdliche Eignung des Kelb tal-Fenek direkt mit
diesem Punkt verknüpft ist. Einem Hund mit überwinkelter Hinterhand
fehlt unweigerlich die notwendige Wendigkeit und er liefe deshalb auf
einer echten Jagd Gefahr, mit gebrochenen Läufen zu enden. Einige
weitere Mängel, die mir in den Ausstellungsringen aufgefallen sind und
die von den jeweiligen Richtern nicht ans Tageslicht gebracht wurden, sind
die folgenden:
Ein
Ausdrehen der Ellenbogen deutet auf einen massiven und wuchtigen Hund hin.
Der Kelb tal-Fenek ist aber kein Hund diesen Typs. Er sollte den Körperbau
eines Windhundes aufweisen und nur geringfügig kräftiger gebaut sein -
dabei liegt die Betonung auf geringfügig! Auch
ein massiv, breit gebauter Kelb tal-Fenek kann keinen geschmeidigen Körperbau
besitzen, wie es vom Rassestandard gefordert wird. Nebenbei bemerkt ist
das Merkmal der "Geschmeidigkeit" eines der wesentlichen
Attribute des Kelb tal-Fenek, das aber leider weitgehend ignoriert wird.
Der Originalbegriff aus dem englischsprachigen Rassestandard hierfür ist
"lithe", was gemäß dem Oxford Dictionary soviel wie
"elastisch, beweglich, flink oder agil sein" bedeutet. Diese
Attribute können definitiv niemals auf einen zu breiten, massiven oder zu
schweren Hund zutreffen. Ich habe es auch oft erlebt, dass Richter in
ihren Berichten eine "völlig gerade Oberlinie" lobend erwähnt
haben. Dies ist vollkommen unkorrekt. Ein Richter, der etwas derartiges in
einen Bericht schreibt, ist wirklich nicht mit der Rasse vertraut. Der
Standard verlangt eine "nahezu geraden Oberlinie". Diese nahezu
gerade obere Linie gibt der Rasse die geforderte Beweglichkeit und
Elastizität - deswegen auch "geschmeidig". Ein fehlerhafter
Ansatz der Ohren bedeutet natürlich keine Einschränkung der jagdlichen
Leistungsfähigkeit. Doch es ist unbestreitbar, dass die Eleganz des
Erscheinungsbildes der Rasse darunter leidet. Die Ohren sollen gemäß
Rassestandard "mittelhoch angesetzt" sein. Mit anderen Worten:
Sie sollen auf "5 Minuten vor 1" stehen, und nicht auf "10
Minuten vor 2", wie dies beim Podenco Canario der Fall ist. Wir
dürfen es uns ruhig eingestehen – ein ästhetisch gebauter Kopf ist für
das Auge viel gefälliger. Es
gibt noch etliche andere Details bzw. Fehler, die von Richtern nicht
angemerkt werden. Ich möchte mich an dieser Stelle nicht weiter hierein
vertiefen - nicht, weil diese Mängel nicht wichtig sind, sondern weil
sie, vielleicht, nicht so eklatant sind wie die oben angesprochenen
Punkte. Wenn man wirklich alle Probleme im Detail abhandeln wollte, dann würde
dies den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen. Aber wir sollten uns
immer eines vor Augen halten: Den perfekte Hund wird es niemals geben!
Als Züchter sollten wir ehrlich zu uns selbst sein und die Mängel
unserer Hunde anerkennen. Wir müssen stets danach streben, immer
entsprechend den anerkannten ethischen Grundprinzipien zu züchten - zum
Wohle der Rasse. Ich
habe absichtlich keine Fotos beigefügt, um die einzelnen Fehler zu
illustrieren, da ich niemanden verletzen möchte. Dieser Artikel hat nicht
den Zweck, irgendeinen Züchter zu verletzten oder zu beleidigen, und ich
möchte auch niemanden unter den Zuchtrichtern ungerecht
behandeln. Es liegt mir aber sehr am Herzen, auf bestimmte Defizite in der
Praxis des Richtens meiner Rasse hinzuweisen, damit das Richten künftig
wieder besser und konzentrierter darauf ausgerichtet ist, den ursprünglichen
Rassetyp zu bewahren, zum Wohl des Kelb tal-Fenek selbst. Ein erfahrener
Rassespezialist sagte mir einmal: "Man hat die Rasse verändert".
Dieser Kommentar hat mich sehr betroffen gemacht, denn ich bemerkte die
Eindringlichkeit, mit der er diese Worte aussprach. Wir, als Züchter,
sollten der Vernachlässigung unserer Verantwortung ein Ende setzten und
gemeinsam für das Wohl des Kelb tal-Fenek arbeiten. Daher geht mein
ehrlicher und dringender Appell an alle Züchter des Kelb tal-Fenek:
"Lasst uns diese wundervolle Rasse niemals aus Eigennutz oder
aufgrund eines romantisierenden Wunschdenkens ruinieren. Lasst uns die
Rasse, so wie wir sie bisher kennen, nicht um eines kurzfristigen Erfolges
im Ausstellungsring willen verändern. Anderenfalls besteht die Gefahr,
dass wir den Kelb tal-Fenek in der Form verlieren, wie er in Malta von
ungezählten Generationen von Bauern und Jäger über die Jahrhunderte
hinweg gezüchtet wurde". Meine dringende Bitte an alle Richter geht in dieselbe Richtung: "Als Zuchtrichter haben wir eine Verpflichtung - nämlich die Förderung des korrekten Rassetyps in Übereinstimmung mit dem Standard. Wir müssen den korrekten Typ honorieren, und wir müssen ehrlich in unserem Urteil gegenüber jedem Hund sein. Wenn wir uns nicht daran halten, dann werden wir unwillentlich einer Veränderung im Erscheinungsbild der Rasse Vorschub leisten - etwas, von dem ich sicher bin, dass kein Richter es wirklich möchte". Peter Gatt Für freundliche Unterstützung bei der Übersetzung bedanken wir uns bei Frau Gabriele Schröter.
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