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Il-Kelb tal-Fenek - Eine Arbeitsbeschreibung

Wer erstmalig den bei uns gebräuchlichen Namen ‘Pharaoh Hound’ hört, ist versucht zu vermuten, dass es sich dabei um einen Luxushund des alten Ägypten handelt oder aber um eine Neuzüchtung, die den antiken Tierdarstellungen des Nillandes ähnlich sehen soll.

Die Herkunft

Beide Vermutungen sind unrichtig: Bei der Rasse, die man bei uns mit dem Namen ‘Pharaoh Hound’ bezeichnet, handelt es sich um einen windhundähnlichen Hund, der auf den Maltesischen Inseln seit undenklichen Zeiten zur Jagd auf Wildkaninchen eingesetzt wird. Der wissenschaftlich nicht haltbare Name 'Pharaoh Hound' wurde dem Hund erst in den sechziger Jahren von britischen Züchtern gegeben, wobei diese sich auf eine missverständliche Auskunft seitens der ehemaligen UICL (Union Internationale des Clubs des Levriers) bezogen. Die in Malta gebräuchliche Rassebezeichnung lautet 'Kelb tal-Fenek’, dies bedeutet 'Hund des Kaninchens’.

Gehalten und zur Jagd eingesetzt wird der Kelb tal-Fenek in Malta bis heute fast ausschliesslich von Bauern. Diente die Jagd früher der Nahrungsbeschaffung und damit der Bewältigung harter Lebensumstände, so ist es heute eine Liebhaberei und die Pflege uralter Tradition.

In der Regel hält sich der maltesische Jäger eine Meute von Klieb (plural zu ‘Kelb’ = Hund) tal-Fenek, um die Fähigkeit der Hunde, auf der Jagd zu kooperieren, nutzen zu können. Besonders geschätzt sind gut miteinander harmonierende Paare aus Rüde und Hündin, auf Maltesisch ‘Mizzewgin’ (d.h. Paar) genannt. Die Selektion der Hunde erfolgt nach wie vor ausschliesslich nach ihrer Jagdtauglichkeit. Dies ist der Grund, warum die Rasse ihre Leistungsfähigkeit - und als deren Resultat ihre Schönheit - bis heute bewahren konnte.

Terrain und Wild

Typisch für Malta ist eine sehr steinige, oft von Terrassenfeldern, Geröll und Feldsteinmauern geprägte Landschaft. In dieser unübersichtlichen Umgebung bewegt sich das maltesische Wildkaninchen mit ausserordentlicher Wendigkeit, es springt auf der Flucht vor Verfolgern regelrecht von einem Stein zum nächsten und kann seine Laufrichtung blitzschnell ändern. Bedingt durch den steinigen Untergrund der Maltesischen Inseln graben die Kaninchen keine Löcher, sondern verbergen sich in Aushöhlungen unter Felsbrocken, im Inneren von Feldsteinmauern sowie in den tiefen Felsspalten (Cracks), die man in der Nähe der Küsten findet.

Gejagt wird vor allem im ländlichen Süden und Westen der Insel Malta sowie in den meisten Gegenden der dünner besiedelten Nachbarinsel Gozo. Die dritte und kleinste Insel des maltesischen Archipels, Comino, ist als Naturschutzgebiet von jeder jagdlichen Aktivität ausgenommen. Jagdreviere sind auf dem Inseln zwar unbekannt, es existieren jedoch ungeschriebene Übereinkünfte, welche Gebiete den Jägern aus den einzelnen Ortschaften vorbehalten sind.

Die Suche

Sobald der Jäger ein Gebiet erreicht hat, das weit genug von den stark befahrenen Hauptverkehrsstrassen entfernt ist, lässt er die Hunde von der Leine. Mit ihrem für einen Windhund sehr gut entwickelten Geruchssinn nehmen sie die Witterung ihrer Beute auf, wobei sie sich immer vom Jäger abgewandt und entgegen der Windrichtung bewegen, um frühzeitig die Witterung des Kaninchens aufnehmen zu können und um gleichzeitig zu vermeiden, dass das Kaninchen vorzeitig alarmiert wird. Aus diesem Grunde wälzt sich der Kelb tal-Fenek vor der Jagd auch gerne in Kaninchenkot oder anderen intensiv riechenden Stoffen, um seine Eigenwitterung für die empfindliche Nase des Kaninchens unkenntlich zu machen.

Charakteristisch für die spezielle Anatomie des Kelb tal-Fenek ist es, dass der Hund bei der Suche im Trab eine recht hohe Geschwindigkeit erreichen kann, obwohl er die Nase ständig am Boden hat. Bemerkenswert ist ebenfalls die enorme Ausdauer des Kelb tal-Fenek, die ihn befähigt, eine ganze Nacht hindurch zu arbeiten, ohne dass man dabei den Eindruck hat, dass der Hund jemals genug bekommt.

Wenn die Jagd jedoch bei Tageslicht stattfindet, besteht für die Hunde kaum eine Chance, ein Kaninchen ausserhalb seines Verstecks zu überraschen. Sobald aber ein Kelb tal-Fenek das Versteck eines Kaninchens lokalisiert hat, meldet er dies durch lautes Bellen und Scharren.

Die Arbeit mit dem Frettchen

Zeigt ein Kelb tal-Fenek ein verborgenes Kaninchen an, überdeckt der Jäger dessen Versteck mit einem feinmaschigen Netz. Ein vom Jäger in einem Weidenkorb mitgeführtes Frettchen, das mit einer kleinen Glocke versehen ist, wird in das Versteck des Kaninchens eingesetzt. Oberirdisch folgen die Hunde unter Einsatz ihrer sehr beweglichen, grossen Ohren dem Geräusch des Frettchens und seiner Beute. Sobald das Kaninchen aus dem Versteck hervorschiesst, packt der führende Hund zu, während der Rest der Meute (bzw. der Partner bei einem Mizzewgin) aufmerksam bereitsteht für den Fall, dass das Kaninchen dem ersten Zugriff entkommen sollte. Für die Ausführung des Kills ist es gleichgültig, ob sich das Kaninchen im ausgelegten Netz verfängt oder aus einem unentdeckt gebliebenen Ausgang seines Verstecks ins Freie zu entkommen versucht.

Da die Hunde gemeinsam mit dem Frettchen aufwachsen, wird dieses von ihnen nicht als Beute betrachtet. Hinzu kommt ein natürlicher Respekt der Hunde vor den sehr scharfen Zähnen des kleinen Tieres.

Die Hetzjagd

Findet die Jagd auf Kaninchen in der Dämmerung und Dunkelheit der Sommernächte statt, ist die Chance gross, dass die Hunde ein Kaninchen im freien Gelände aufstöbern, da die Tiere sich in der ausgedörrten Landschaft auf Nahrungssuche weit von ihren Verstecken entfernen müssen. Hat ein Kelb tal-Fenek ein Kaninchen aufgescheucht, so nimmt er die Hetze auf, wobei das charakteristische Jagdgebell ertönt, welches die Malteser ‘Kurriera’ nennen. Auf diese Weise ist der Jäger trotz Dunkelheit und der durch unzählige Feldsteinmauern sehr unübersichtlichen Landschaft immer darüber orientiert, wo sich Hund und Beute befinden.

Vor allem jedoch dient die ‘Kurriera’ dazu, die anderen Hunde, die im Gelände stöbern, zu alarmieren, so dass diese ebenfalls die Verfolgung des flüchtenden Kaninchens aufnehmen. Bei der Hetzjagd orientiert sich der Kelb tal-Fenek nicht ausschliesslich an der Beute, sondern berücksichtigt stets, wie sich seine Mitläufer verhalten. Instinktiv bemühen sich die langsameren Hunde, die Haken des Kaninchens abzukürzen und so die Möglichkeit zum Kill zu erhalten. In einem gut aufeinander eingespielten Mizzewgin übernimmt oft die kleinere, wendige Hündin den Part des Hetzens, während der kräftigere, langsamere Rüde dem Kaninchen den Weg abschneidet.

Während sich der Kelb tal-Fenek beim Stöbern nach der Beute von seinem Besitzer fortbewegt und entgegen dem Wind arbeitet, so treibt er bei der Hetzjagd das Kaninchen zumeist direkt in Richtung seines Herrn. Durch dieses instinktive Verhalten ist im Falle eines Kills durch die Hunde oft noch ein Eingreifen des Jägers möglich, bevor die Meute das Kaninchen zerreisst.

Bedingt durch die Unübersichtlichkeit der maltesischen Landschaft ist nicht Geschwindigkeit die herausragende Eigenschaft des Kelb tal-Fenek als Hetzhund, vielmehr zeichnet er sich vor allem durch eine ausserordentliche Sprungkraft, Wendigkeit, Trittsicherheit, Aufmerksamkeit und Ausdauer aus. Ein guter Kelb tal-Fenek ist stets darauf vorbereitet, dass seine Beute ihre Laufrichtung ändert oder in einem Unterschlupf verschwindet. Dies drückt sich im Laufstil des Hundes aus, der auf ebenem Grund, verglichen z.B. mit einem Whippet oder Greyhound, immer etwas verhalten wirkt, sowie im Spiel seiner Ohren, die im Galopp zwar oft angelegt sind, jedoch bei jeder Aktion der Beute als Zeichen besonderer Aufmerksamkeit und Anspannung aufgerichtet werden.

Verhalten bei Sichtverlust

Verliert der Kelb tal-Fenek auf der Jagd die Sicht auf das Kaninchen, so sucht er das Gelände in stets grösser werdenden Kreisen ab, dabei seinen hervorragenden Geruchssinn einsetzend, bis er erneut auf seine Beute stösst. In unübersichtlichem Gelände orientiert er sich mitunter mit Hilfe hoher Sprünge.

Der Fang

Erbeutet der Kelb tal-Fenek ein Kaninchen auf der Hetzjagd, so greift er es mit einem Biss in den Nacken oder den Rücken und schüttelt es, bis es tot ist. Oft bringt er seine Beute zuvor mit einem Schlag der Vorderpfote aus dem Tritt.

Wenn es dem Kaninchen auf der Flucht gelingt, in ein Versteck zu schlüpfen, meldet der Kelb tal-Fenek dies, wie bereits beschrieben, durch lautes Bellen. Dieser Laut ist für den Jäger leicht vom charakteristischen Hetzlaut zu unterscheiden, so dass er die Jagd mit Netz und Frettchen fortsetzen kann.

Befinden sich im Jagdgebiet auffällige Felsspalten, die Kaninchen Unterschlupf bieten können, so werden diese vom Jäger vor Beginn der Jagd mit Netzen abgedeckt, in denen sich das Kaninchen beim Sprung in die Spalte sofort verfängt.

Andere jagdliche Verwendungen

Neben der Jagd auf Kaninchen wird der Kelb tal-Fenek auf den Maltesischen Inseln mitunter bei der Jagd auf Wachteln und Schnepfen verwendet, auch wenn man diese Art der Jagd heute selten antrifft. Hierbei übernimmt er das Aufstöbern der Vögel, um so dem Jäger zu ermöglichen, zum Schuss zu kommen. Dies zeigt einmal mehr den hervorragenden Geruchssinn des Hundes.

Auch wenn es nicht allgemein üblich ist, so gibt es doch einzelne Jäger, die den Kelb tal-Fenek darüber hinaus zum Apportieren des geschossenen Wildes bzw. erbeuteter Kaninchen abrichten.

Eine natürliche Leidenschaft des Kelb tal-Fenek ist ferner die Jagd auf im Boden oder in Ritzen verborgene Ratten und Mäuse. Wenn mehrere Hunde zusammen sind, lässt sich dabei hervorragend die instinktive Aufgabenteilung beobachten, die z.B. ein Mizzewgin ausmacht: Während ein Hund intensiv gräbt, stehen einer oder ggf. mehrere Hunde unmittelbar daneben, ohne den Blick vom Versteck ihrer Beute zu wenden. Neben den aufgerichteten Ohren zeigen kleine Falten auf dem Kopf des Hundes einen Ausdruck besonders gespannter Aufmerksamkeit an. Falls ein Beutetier zu entweichen versucht, wird es in jedem Falle von einem der wartenden Hunde erbeutet, falls es nicht schon vom grabenden Hund gepackt wurde. Da die Mäuse- und Rattenjagd die Aufmerksamkeit des Hundes von seiner Hauptbeute - dem Kaninchen - ablenken kann, wird sie von den Maltesischen Jägern nicht gerne gesehen.

Sonstige Verwendungen

Der Kelb tal-Fenek ist in Malta traditionell nicht populär als Haushund. Im landwirtschaftlichen Bereich erfüllt er jedoch neben seiner jagdlichen Verwendung auch die Aufgaben eines Wachhundes, indem er mit seinem feinen Gehör frühzeitig das Nahen von Fremden registriert und durch lautes Gebell meldet.

Manche Farmer setzen den Kelb tal-Fenek auch als Begleiter ihrer Schaf- und Ziegenherden ein, wenn sie diese zu den Weideplätzen bringen, ohne dass dabei jedoch eine intensive Treibarbeit mit der Herde zu beobachten wäre.

Nachbemerkung

Der Kelb tal-Fenek verdankt sein Überleben und seine heutige Gestalt einzig seinem Gebrauchswert, dessentwillen er unter den spezifischen Bedingungen der Maltesischen Inseln über die Jahrhunderte nach überlieferter Art gezüchtet und rein erhalten wurde.

Diese natürlichen Rahmenbedingungen entfallen in dem Moment, wo die Rasse in eine andere Umgebung verpflanzt wird. Gerade deshalb ist es die Verpflichtung jedes Kelb tal-Fenek-Besitzers, sich immer dieses maltesischen Erbes zu erinnern und das Wesen und Erscheinungsbild der Rasse zu bewahren.

Dazu gehört es, dem Kelb tal-Fenek die Möglichkeit zu geben, seine Intelligenz und Leistungsfähigkeit anzuwenden. Unter dem Möglichkeiten, die sich hierfür bieten, nimmt das Coursing einen herausragenden Platz ein. Mit der vorliegenden Arbeitsbeschreibung des Kelb tal-Fenek soll sowohl Besitzern als auch beurteilenden Funktionären eine Orientierung an die Hand gegeben werden, die es ermöglicht, das Wesen und Verhalten dieser faszinierenden Rasse besser zu verstehen.

Immer sollte man sich jedoch bewusst bleiben, dass das Coursing nur ein unvollkommener Ersatz für das sein kann, was dem Hund im Ursprungsland abgefordert wird, und dass der Coursingparcours niemals die Bedingungen einer Jagd auf lebendes Wild simulieren kann. Eine objektive Beurteilung der Jagdleistungen des Kelb tal-Fenek ist - wie bei allen Jagdhundrassen - nur bei der Jagd auf lebendes Wild unter den Bedingungen des Ursprungslandes möglich.

Jan Scotland